Langsam, aber sicher: Vorerst darf der selbstfahrende LKW lediglich in einem Industriegebiet in der schwedischen Stadt Jönköping mit gedrosselter Geschwindigkeit auf die Straße. Und auch nur ein kleines Stück zwischen einem Warenlager und einem Waren-Umschlagplatz. Dennoch ist der Einsatz auf einer öffentlichen Straße ein riesiger Erfolg für das schwedische Startup Einride, das den T-Pod zur Serienreife entwickeln will. In dem Industriegebiet übernimmt der eigenwillig geformte LKW Transportaufgaben für den Logistikdienstleister DB Schenker, der zur Deutschen Bahn gehört.
Einride will mit dem T-Pod die Transportbranche ändern und hat dafür einen Laster entwickelt, der autonom und elektrisch fährt. Der T-Pod ist sieben Meter lang, gut 2,5 Meter breit, hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 26 Tonnen und Platz für 15 Euro-Paletten.
200 Kilometer elektrische Reichweite
Ob den T-Pod ein oder mehrere Elektromotoren antreiben und wie stark der Antrieb ist, sagt Eindride nicht. Doch die Akkus sollen mit 200 kWh Kapazität für 200 Kilometer reichen – im Fernverkehr wird der T-Pod vermutlich eher nicht unterwegs sein. Er ist rein elektrisch angetrieben, kann autonom nach Level 4 fahren oder auch ferngesteuert werden. Ein Fahrerhäuschen hat der kantige Laster nicht. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 85 km/h liegen.
Erste Tests zwischen Helsingborg und Göteborg
Nach den ersten Testläufen mit Lidl Schweden in Halmstadt und dem neuen Einsatzgebiet in Jönköping soll mittelfristig ein Testverkehr zwischen Göteborg und Helsingborg starten. Der Pendelverkehr soll jedes Jahr zwei Millionen Paletten transportieren. Göteborg und Helsingborg sind 217 Kilometer voneinander entfernt, das klappt mit der angegebenen Reichweite nicht ohne Nachladen. Entsprechend soll eine Infrastruktur aufgebaut werden, an der die T-Pods Strom tanken können.
Auf dem Festival of Speed in Goodwood 2018 haben die Schweden eine weitere Variante des T-Pod vorgestellt – einen autonom fahrenden Holztransporter. Dieser soll ab 2020 marktreif und vornehmlich auf Waldwegen unterwegs sein.

200 T-Pod will Einride 2020 bauen
Einride-CEO Robert Falck möchte mit dem T-Pod den CO2-Ausstoß des Transportwesens senken und die Unfallzahlen reduzieren. Bis 2020 sollen jährlich 200 T-Pod gebaut werden – rund 120 seinen schon bestellt. Falck hat ehrgeizige Ziele: Bis 2035 sollen 40 Prozent des Transportverkehrs auf schwedischen Straßen mit Einride T-Pods gefahren werden. Das könne die schwedischen Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent senken, erklärt Falck.
Lidl Schweden testet den Elektro-Laster
Einen ersten Prototypen hat Einride in Almadelen gezeigt. Lidl Schweden will den Elektro-Laster nutzen, um seinen CO2-Ausstoß zu senken, die ersten Tests sollen im Herbst 2018 beginnen. Die Supermarktkette hat nach eigenen Angaben ihren transportbedingten CO2-Ausstoß im Steuerjahr 2016/2017 unter anderem mit alternativen Kraftstoffen um ein Viertel gesenkt. Einride und Lidl rechnen mit einer Genehmigung für Tests der autonom und ferngesteuert fahren den Lkw.
Ab Herbst 2020 mit Fahrer unterwegs
Gleichzeitig planen Hersteller und Einzelhändler wohl einen Zwischenschritt auf dem Weg zum autonomen Fahren. Medienberichten zufolge plant Einride auch Elektro-Lkw mit Fahrerkabine. Auch sie sollen von Lidl in Schweden als erstem Kunden eingesetzt werden.
Das Online-Magazin Ecomento zitiert einen Sprecher von Lidl Schweden: "Wir bei Lidl wollen bis 2025 der Branchenführer bei nachhaltigem und komplett fossilfreiem Transport sein. Um das möglich zu machen, starten wir jetzt zusammen mit Einride die Transformation zu vollelektrischem Transport." Schon ab Herbst 2020 sollen elektrische Lkw ohne autonome Fahrfunktionen in der Region Stockholm eingesetzt werden.