Audi E-Tron GT: Handgemacht – auch der Sound

Zusammen mit R8 in den Böllinger Höfen
:
Produktion des Audi E-Tron GT hat begonnen

Audi E-Tron GT © Audi 20 Bilder

Audi beginnt mit der Serienproduktion des rein elektrischen E-Tron GT – auf der gleichen Linie, auf der auch der R8 entsteht.

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Die Plugin-Hybrid- und Mild-Hybrid-Versionen von A6, A7 und A8 hat Audi bereits in den Böllinger Höfen in Neckarsulm gebaut, jetzt kommt von dort mit dem e-tron GT erstmals ein rein elektrisches Fahrzeug – schließlich läuft das ebenfalls elektrische SUV E-Tron in der Brüsseler Gemeinde Vorst vom Band. Dank Ökostrom und Heizen mit Biogas soll die Produktion des E-Tron GT klimaneutral erfolgen. Die Herstellung des R8 und des elektrischen Sportwagens auf weitgehend einer Linie, ist in den Böllinger Höfen nur möglich, weil die Produktion dort einen sehr starken Manufaktur-Charakter hat.

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Übersicht über die Produktion des Audi E-Tron GT und des R8 auf einer Linie.

Audi stellt noch 2020 seinen elektrischen Sportwagen E-Tron GT offiziell vor. Das viertürige Coupé ist mit gleicher technischer Basis allerdings schon seit 2019 erfolgreich auf dem Markt – als Porsche Taycan. Also kämpft Audi um Abgrenzung: Der E-Tron GT entsteht in den Böllinger Höfen am Audi-Standort in Heilbronn, bekommt eine deutlich andere Karosserie mit kräftig ausgearbeiteten Schenkeln über den Hinterrädern und einen von Grund auf neu entwickelten eigenständigen Sound.

Audi E-Tron GT - der e-Sound im Video 2:48 Min.

Aus dem gleichen Werk wie der R8

Bei der Produktion des E-Tron GT ist Audi stolz darauf, dass der elektrische viertürige Sportwagen aus dem gleichen Werk und teilweise von der gleichen Linie kommt wie der zweitürige Verbrennungs-Mittelmotorsportwagen R8. Die Vorserienproduktion ist bereits angelaufen, die Serienfertigung beginnt Ende des Jahres. Noch zeigt Audi den Serien-E-Tron-GT-Modell nur getarnt – aber selbst für das Tarnoutfit sind inzwischen Designer zuständig.

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Das Concept Car ist nur 1,38 Meter hoch - zu flach also, um sich dahinter zu verstecken. Die Silhouette ist gut für eine geringe Stirnfläche, wenig Abstand zwischen Karosserieunterkannte und Boden hilft der Aerodynamik - der e-Tron GT bietet dem Fahrtwind viel weniger Widerstand als das E-SUV e-Tron.
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Der einstige Kühlergrill im Single Frame ist bei den Audi-Elektromodellen invertiert und geschlossen. Öffnungen zur gezielten Durchströmung der Karosseriefront an anderen Stellen helfen der Aerodynamik und kühlen beispielsweise die Bremsen.
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Die ausgestellten Radhäuser hinten und vorne ergeben eine eindrucksvolle Linie am eingezogenen Dach vorbei.
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Schuh-Hülle statt Fußgarage: Audi-Chefdesigner Mark Lichte erläutert, wie aufwendig die scharfe Kante in den breiten Schultern beim Formen des Blechs ist - trotzdem soll der e-Tron GT Concept sehr seriennah sein.
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Oben am flachen Heck hilft ein ausfahrbarer Spoiler der Aerodynamik.
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Die Signalwirkung der Auspuffendrohre versuchen die Designer beim Elektroauto durch die Betonung des Heckdiffusors zu ersetzen.
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Das Interieur hat auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit dem des e-tron quattro; neu ist aber der untere Teil des Instrmententrägers, der eine waagerechte Fläche nach vorne aufmacht und weit in die Türen hineinragt.
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Die Gestaltung betont die Breite des Interieurs und starke horizontale Strukturen, erklärt Interieurgestalter Enzo Rothfuss.
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Der Fond des viertürigen Coupés bietet dank langen Radstands ausreichend Platz.
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Die Kniefreiheit passt - zumindest für 1,84 Meter große Personen.
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Eher knapp wird die Kopffreiheit - vor allem am Rand des Glasdaches.
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Das Interieur kommt ohne tierische Materialien wie Leder aus - ein veganer Innenraum.
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Der Audi e-Tron GT Concept ist etwa so groß wie ein A7. Unterm Blech trägt er aber die Technik des Porsche Taycan.
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Das Design ist aber sehr Audi-typisch. Hinten dominieren extrem ausgestellte Kotflügel mit kantigen Radhausschultern à la Urquattro.
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In der Seitenlinie betonten die Audi-Designer vor allem den Schweller, denn hinter ihm sitzt die Batterie.
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Der Heckabschluss gleicht dem des aktuellen A7, aber der E-Tron GT hat keine große Heckklappe.
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Auffällig sind die nach innen auf das durchgehende Leuchtband zeigenden Pfeile der LED-Rückleuchten.
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Was der Studie noch fehlt, sind Türgriffe. Die bekommt das Serienauto schon aus Sicherheitsgründen in gewohnt stabiler Ausführung.
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Vielleicht kann Audi dem e-tron GT deshalb eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h erlauben.
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590 PS sollen für eine Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in 3,5 Sekunden und auf 200 km/h in zwölf Sekunden sorgen - mehrmals hinterienander, verspricht schon Porsche für den Taycan mit der gleichen Technik.
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Typisch Elektroauto: riesige Räder. Beim e-Tron GT sind sie 22 Zoll groß und tragen Reifen des Formats 280/30.
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Das Fließheck des Viertürers lässt ihn sehr sportlich wirken.
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Die Batterie im Fahrzeugboden hat 96 kWh Kapazität, lässt aber dort Lücken, wo die Füße der Insassen Raum brauchen.
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Das erlaubt es, den E-Tron GT so herrlich flach zu bauen.

Viel Schweißarbeit per Hand

Nicht auf einer Linie mit dem auslaufenden R8 erfolgt die Montage der E-Tron-GT-Karosserie. Dafür haben die Produktionsingenieure die Fertigungsstrecke so umgebaut, dass beispielsweise die Montage der inneren Seitenteile und der äußeren Seitenteile an ein und derselben Stelle erfolgt – der Rohbau fährt diese Stelle einfach zweimal ab. Der fertige Karosserie-Rohbau kommt in die Lackiererei und dann in ein Zwischenlager zurück ins Werk. Ab diesem Zeitpunkt laufen R8 und E-Tron GT auf der gleichen Produktionslinie. Die funktioniert trotz der grundsätzlich sehr verschiedenen Modelle auch, weil Schweißer bei beiden Fahrzeugvariante noch viel per Hand erledigen. Die Arbeiter haben vorher jahrelang den R8 gefertigt und gelten als die besten Schweißer des Konzerns.

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Vor dem Start der E-Tron-GT-Serienproduktion haben Produktions-Spezialisten den Fertigungsablauf virtuell optimiert.

Keine Tesla-Qualität

Bei der Qualität der ausgelieferten Fahrzeuge will Audi zum einen eigene Maßstäbe nicht aufgeben, zum anderen sehen die Ingolstädter hier natürlich eine schwache Stelle beim marktbeherrschenden Elektroautohersteller Tesla. Insbesondere beim Model Y hat Tesla nach wie vor mit immensen Qualitätsproblemen zu kämpfen, wie häufige Kunden-Posts in sozialen Netzwerken belegen. Tesla-Kunden neigen eher dazu, ihrem Hersteller Produktionsfehler zu verzeihen – Audi möchte eine solche Situation nicht riskieren. Und wenn sich der Automarkt flächendeckend zu einem Elektroautomarkt gewandelt haben sollte, könnte auch die Fertigungs-Qualität wieder in den Vordergrund treten. Also achtet Audi penibel auf Spaltmaße und lässt diese vor der Auslieferung mit Lehren prüfen. Die Qualität der Oberflächen checken unter anderem Schreiner, die seit Jahrzehnten bei Audi arbeiten und die sich auf das Prüfen von Oberflächenqualitäten spezialisiert haben.

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Bei Modellen von Tesla aktuell recht variabel, möchte Audi seine E-Tron GTs (Bild) nur mit perfekten Spaltmaßen ausliefern.

Audi mit Porsche-Motor

Die Elektromotoren für den E-Tron GT baut Audi nicht selbst. Auch wenn es die Ingolstädter nicht kommunizieren: Sie entstehen bei Porsche in Zuffenhausen, von dort gehen sie dann ins nicht einmal 50 Fahrkilometer entfernte Heilbronn. Aber trotz identischem Motor bekommen Taycan und E-Tron GT einen unterschiedlichen Klang.

Sound aus Gartenrohr

Der Sound des E-Tron GT sollte ein echtes Geräusch als Basis bekommen, nichts aus einem Synthesizer und auch keinen Instrumentenklang, den man immer heraushört – ist Audi-Soundingenieur Rudolf Halbmeir überzeugt. Er hat schon den Sound für Verbrennungsmotor-Modelle optimiert – für Audis elektrischen Sportwagen hat er erstmal einen Ventilator an ein Rohr gehalten und den am anderen Ende des Rohres herauskommenden Klang aufgezeichnet. Das sonore Brummen haben die Spezialisten inzwischen gründlich auf 32 Tonspuren überarbeitet – an einigen Stellen haben sie Frequenzen entfernt, an anderen verstärkt. Eine exakte akustische Rückmeldung war ihnen beim Sounddesign wichtig – die größte Herausforderung war aber, einen Klang zu erschaffen, dessen niemand überdrüssig wird. Deshalb darf die künstliche Geräuschkulisse nie übertrieben sein. Für die Programmierung des Sounds nutzten die Ingenieure eine eigene Software, die intern Audi eSound GUI heißt (GUI: graphical user interface/Grafische Benutzeroberfläche).

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Handfeste Grundlage: Audi-Soundingenieur Rudolf Halbmeir zeigt, wie er das Grundgeräusch des E-Tron-GT-Sounds erzeugt hat.

Lautsprecher für innen und außen

Wie auch bei vielen Verbrennungsmotor-Autos, klingt der E-Tron GT innen anders als außen. Ist für den Fahrer jede einzelne akustische Rückmeldung wichtig, muss draußen eher das gesamte Klangbild überzeugen. Zwei Steuergeräte übernehmen die Verteilung des Sounds. Die mittig im Front- und Heckbereich sitzenden Lautsprecher sind eher für den Außensound zuständig, die in den hinteren Seitentüren für den Klang im Innenraum. Je nach Bedarf schalten die Steuergeräte Lautsprecher auch komplett aus.

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Rudolf Halbmeir (links) und sein Kollege Stephan Gsell bei der Endabstimmung des Sounds für den Audi E-Tron GT.

Sound nie übertrieben

Rudolf Halbmeir tritt aufs Fahrpedal, das früher Gaspedal hieß. Die Wucht des Elektromotor-Anzugs ist enorm und ein futuristisch brummendes Geräusch schwillt mit steigender Geschwindigkeit an. Der Klang ist dabei weder laut noch kreischend – eher dezent kräftig. Halbmeir betont, dass für einen futuristischen Klang die Mittentöne zuständig sind. Außen sind an diesem Tag eher die auf regennassem Asphalt abrollenden Reifen zu hören. Erst bei höheren Geschwindigkeiten ist das modifizierte Rohr-Brummen deutlich vernehmbar. Bei normaler Fahrt dringt den Insassen ein eher leiser tiefer Ton ans Ohr – Halbmeir freut sich, dass seine Passagiere die tiefen Frequenzen als moderat und angenehm empfinden.

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Den Basissound haben die Audi-Toningenieure aufgezeichnet in 32 Spuren verarbeitet.

Ein Sound fehlt noch

Für jedes Fahrprogramm gibt es ein angepasstes Sound-Setup – und künftige Audi-Elektromodelle bekommen ihren ganz spezifischen für sie entwickelten Sound. An einem Klang aus der Verbrennungsmotor-Autowelt arbeitet Halbmeir noch – dem Leerlauf-Gasstoß, der beim Elektroauto Parkstellungs-Fahrpedal-Tritt heißen müsste. Er ist ganz nah dran an dem dafür perfekten Klang – hat ihn aber noch nicht zu 100 Prozent zu Ende komponiert.

Audi E-Tron GT Sound - Hinter den Kulissen 2:14 Min.

Fazit

Audi hat mit dem großen SUV E-Tron bereits ein erfolgreiches Elektroauto auf dem Markt – jetzt kommt das viertürige Coupé E-Tron GT. Erfahrene Spezialisten bauen das Auto mit viel Handarbeit – um in Sachen Qualität Konkurrenten wie Tesla abzuhängen.

Beim künstlichen Klang des E-Tron GT überlassen die Soundingenieure nichts dem Zufall, auch wenn das aus einer Rohr-Ventilator-Kombination stammende Grundgeräusch recht handfesten Ursprungs ist. Mit einer eigenen Firmensoftware haben Spezialisten den Sound solange bearbeitet, bis er für sämtliche Fahrsituationen passte. Bei der Mitfahrt klang der E-Tron GT nie unangenehm laut oder nervig, tatsächlich war die Geräuschkulisse immer eher vornehm zurückhaltend – und auf jeden Fall so, dass sie aktuell als futuristisch durchgehen kann.

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