Alpine A390: Sportlicher Elektro-Crossover kommt im Mai 2025

Alpine A390
Sportlicher Elektro-Crossover kommt im Mai 2025

Renault steigt über seine Tochter Alpine ins Segment der sportlichen Crossover-Modelle mit Elektroantrieb ein. Der Alpine A390 (Arbeitstitel "GT X-Over"; Grand Tourer Crossover) läuft ab diesem Jahr im Alpine-Werk Dieppe vom Band. Während des Pariser Autosalons 2024 hatte das Showcar Alpine A390_β Premiere. Am 27. Mai 2025 wollen die Franzosen die Serienversion des Alpine A390 präsentieren.

Der A390 wird das dritte Modell der sportlichen Marke aus dem Renault-Konzern. Die erste Ziffer steht für die Größe des Autos. Es ist oberhalb des sportlichen Kompakten A290 angesiedelt und das zweite Modell der Lifestyle-Reihe – erkennbar an der 90 im Namen. Diese Baureihen sollen für Alpine künftig das Geld verdienen, während die kommende A110 – die 10 steht hier für die Icon-Serie – die Enthusiasten abholen soll.

Sport-Fastback mit Elektro-Dreifachpower

Alpine bezeichnet den A390 als "Sport Fastback". Das Serienauto auf Basis der AmpR-Medium-Plattform soll bis zu fünf Personen Platz bieten. Den Antrieb besorgen drei Elektromotoren – einer vorn und zwei hinten. Ein Active Torque Vectoring verteilt die Kraft zwischen den Hinterrädern sowie zwischen den Achsen. Michelin entwickelt zusammen mit Alpine die Reifen für das Serienmodell. Die Studie steht auf 22-Zoll-Vorderrädern und 23-Zoll-Hinterrädern.

Den technischen Unterbau des Alpine A390 liefert die AmpR-Medium-Plattform, die vormals als CMF-EV bekannt war und aus der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi stammt. Auf dieser Basis bauen bereits der Renault Megane E-Tech sowie der Nissan Ariya auf.

Bis zu 650 PS: Leistungsdaten mit Spielraum

Der kompakte Sport-Crossover könnte an der vorderen Achse über einen 218 PS starken E-Motor verfügen, der aus dem Mégane E-Tech bekannt ist. Beim Nissan Ariya Nismo B9 E-4orce zeigt sich das Potenzial der Plattform. Das Modell mit Allradantrieb kommt auf 320 kW (435 PS) und stellt maximal 600 Newtonmeter bereit. Da der von uns gefahrene A390 aber gleich über zwei Kraftspender an der Hinterachse verfügt, könnte das Topmodell theoretisch bis zu 650 PS mobilisieren. Wie Alpine letztendlich die Systemleistung angibt und die E-Motoren konfiguriert, erfahren wir spätestens bei der Vorstellung am 27. Mai.

Die elektrische Energie kommt zumindest beim Top-Nissan aus einem 91-Kilowattstunden-Akku. Ob der Alpine A390 auch mit dem schwächeren Ariya B6 E-4orce-Allrad mit 367 PS kommt, ist unklar. Klar hingegen, dass der Fünftürer sich im Vergleich zu Ariya und Mégane abheben wird. Der Alpine fällt mit einer Länge von etwas mehr als 4,60 Meter größer als die Schwester-Modelle mit 4,595 Meter und 4,199 Meter aus.

Mehr Power, mehr Charakter

Was haben wir hier im nördlichsten Teil Schwedens also im Detail vor der Nase? Nun, einen Performance-Elektro-Crossover auf der AmpR-Medium-Plattform, das haben wir schon erörtert. Allerdings haben sich die Alpine-Ingenieure größte Mühe gegeben, die A390 abzugrenzen. An der Mehrlenker-Hinterachse sitzt ein zweiter E-Motor, durch den sich die grundlegende Antriebscharakteristik in Richtung Heck verschiebt und zudem ein echtes Torque Vectoring möglich ist.

Renault CMP-EV-Plattform
Renault

Designseitig geben die Wintertest-Erlkönige im Vergleich zu den ersten Prototypen schon ein bisschen mehr preis. Im Vergleich zur Studie macht Alpine einige Konzessionen zum Serienmodell, dennoch wird die A390 ein typisches Crossover-Coupé mit filigranem Greenhouse und robustem Unterbau.

Details, die bleiben – und welche, die sich ändern

Es bleibt bei den kurzen Überhängen und der hohen Fensterlinie, ebenso bei den starken Sicken und Einbuchtungen an den Türen. Auch die ausgestellten Kotflügel sind erkennbar. Statt der filigranen Säulen der Studie sind bei der Serie stärker ausgeprägte A-, B- und C-Säulen zu erkennen. Das Modell wird zudem mit konventionell angeschlagenen Türen an den Start gehen.

Schön: An Front und Heck haben die Alpine-Designer Zitate der A110 auf das neue Modell übertragen – etwa die gebogene Heckscheibe, die Tricolore in der C-Säule oder auch die dreidimensionale Haube inklusive Luftführung durch die Frontschürze hindurch.

Jetzt aber ans Steuer, denn auf einem zugefrorenen See in Nordschweden dürfen wir den letzten Erprobungen beiwohnen – und sogar selbst hinters Steuer. Der Innenraum ist noch komplett verhängt, nur zum Wechseln der Fahrmodi lupft der gestrenge Beifahrer kurz den Lappen. Jetzt aber Guerilla-mäßig zu beschreiben, was wir noch nicht beschreiben dürfen und was sich ohnehin noch im Beta-Stadium befindet, wäre Käse. Es ist ein Display – wer hätte das gedacht?

Drei Fahrmodi, drei Charaktere

Viel interessanter ist, wie sich die drei Fahrmodi verhalten: Die Eingewöhnungs-Runden absolvieren wir im Normalmodus, für den Alltag gedacht und auf Sicherheit ausgelegt. Stur fährt die Stabilitätskontrolle in die Parade, schickt die A390 in ein harmloses Untersteuern, hier auf dem Eissee weit von Spaß entfernt. "Sport" macht die Sache allerdings noch schlechter, denn dieser Modus ist für dynamisches Fahren auf Asphalt konzipiert. Dabei lässt er mehr Bewegung im Chassis zu, hält aber stets den schützenden Schirm über den Fahrer – er ist auf eine saubere und schnelle Linie ohne viel Gefahr ausgelegt. Auf Eis verhindert dieser Modus beharrlich das, was der Fahrer gerade will. Nämlich einen instabilen Fahrzustand.

Richtig gut wird die Drifterei erst in "Track", denn hier lässt die A390 die Zügel gefühlt zu 95 Prozent frei. Jetzt merkt man, wie detailverliebt sie dieses Schiff auf Dynamik gedreht haben. Gewichtsverteilung: 49:51, also nahezu perfekt. Fahrwerk: Alpine-spezifisch abgestimmt, mit breiterer Spur, dazu ein recht niedriger Schwerpunkt durch den tief untergebrachten Akku-Pack. Über Lift-off-Oversteer braucht man nicht nachzudenken, aber wenn man die A390 entweder über die Bremse in den Drift zwingt oder die Kurve klassisch anpendelt, lässt sich der Driftwinkel fein über das Gaspedal justieren.

Wir sind gespannt, ob sich dieser gute Ersteindruck auch auf Asphalt bestätigt. Zum Schluss wie immer der Preis. Auch der ist noch nicht bekannt, aber der deutlich unspaßigere Nissan Ariya Nismo kostet ab 63.990 Euro. Grob über den Daumen gepeilt könnten wir also mit der A390 bei etwa 75.000 Euro landen.