Es passiert meist nachts: Eine Lampe des Abblendlichts streikt. Nun muss sie schnell ersetzt werden. Doch was im Haushalt kein großes Thema ist, führt beim Auto zu längeren Stammtischgesprächen. Horrorgeschichten werden da aufgetischt, von Modellen, bei denen erst der halbe Motorraum geleert werden muss, bevor man das defekte Leuchtmittel endlich in den Händen hält.
Halogenleuchten mit Bordmittel tauschen
Was ist dran an diesen Gruselstorys? Wir haben es an neun Kompaktautos ausprobiert. Die Aufgabenstellung: Die Lampe des Abblendlichts soll ersetzt werden. Seit August 2006 gibt es dazu klare Vorgaben. Die EU-Richtlinie ECE 48 legt für alle Hersteller verbindlich fest: "Leuchten müssen in einem Fahrzeug so eingebaut sein, dass die Lichtquelle entsprechend den Hinweisen des Fahrzeugherstellers fehlerfrei ausgewechselt werden kann, ohne die Verwendung von Spezialwerkzeugen, die anders als jene sind, die mit dem Fahrzeug durch den Hersteller geliefert werden." Ausnahmen lässt die Verordnung bei Xenon- und LED-Leuchten wegen hoher Stromspannung und sensibler Elektronik zu. Zu groß wäre die Gefahr, dass Laien etwas kaputt machen.
Daher beschränken wir uns auf Halogen-Leuchten. Doch so einfach die Aufgabenstellung, so schnell geraten wir an die Grenzen. Beim Ford Focus sind die bereits wenige Sekunden nach dem Öffnen der Motorhaube erreicht: Um die Lampen zu tauschen, muss der Scheinwerfer ausgebaut werden. An sich kein Thema, doch die beiden Schrauben lassen sich nicht lösen, da Ford den Kompakten ohne Schraubendreher ausliefert. Somit fällt der Kölner bereits durch den Test, bevor wir richtig anfangen können. Immerhin: Hat man das passende Werkzeug zur Hand, klappt der Wechsel recht einfach.
Renault löst das beim Mégane elegant: Auch hier muss der Scheinwerfer raus, doch das passende Werkzeug steckt griffbereit hinter der Beleuchtung. Beim Herausdrehen der Schrauben muss man lediglich darauf achten, dass man mit dem etwas scharfkantigen Teil nicht das Scheinwerferglas zerkratzt. Der Ausbau der ganzen Beleuchtung muss übrigens kein Manko sein: Hat man sie in der Hand, klappt das Einsetzen der Lampe besser, da alles einsehbar ist.
Gerade die mangelnde Sicht erschwert oft die Arbeit. Besonders wenn die Metallfassung eingepasst werden muss, scheitert man am Ertasten der korrekten Position. Beim Fiat Bravo kommt hinzu, dass die Lampe mit einem Metallbügel gesichert werden soll. Nach 20 Minuten geben wir entnervt auf und rufen einen Monteur.
Oft erleichtern Kleinigkeiten die Arbeit: BMW 1er und Mercedes B-Klasse führt der Weg zur Lampe über eine Klappe im Radhaus. Da man beim Bayern jedoch die Fassung erspäht, geht es zügiger. Deutlich einfacher wird die Montage, wenn die Lampe auf einem Kunststoffträger befestigt wird, der die Kabel für die Stromversorgung beherbergt. Selbst ein Blind-Einbau klappt dann weitgehend reibungslos.
Im Test rundum überzeugen kann die Lösung im VW Golf. Nachdem bei Modellen der vierten Generation oft nur Profis die Lampe erreichen, ist es beim Golf VI ein Kinderspiel: Die Leuchte sitzt auf einem Kunststoffträger mit breitem Griff, der auch gleich die Kontakte für die Stromversorgung beherbergt.
Übrigens: Anders als in der Vergangenheit muss man bei keinem der getesteten Modelle fürchten, durch den Wechsel die Scheinwerfer zu verstellen.
So wurde getestet
Der Zeitaufwand für Aus- und Einbau der Beleuchtung ist ein entscheidendes Kriterium in der Bewertung. Die Zeit beginnt mit dem Öffnen der Motorhaube und endet mit dem Schließen nach dem Lampentausch. Im Idealfall gelingt der Wechsel intuitiv. Je nach Einbausituation muss die Bedienungsanleitung hinzugezogen werden. Abzug gibt es, wenn Bordwerkzeug verwendet werden muss oder die Demontage weiterer Teile nötig ist. Ist der Lampentausch nicht - wie von der EU-Richtlinie ECE 48 gefordert - mit dem Standard-Bordwerkzeug möglich, gilt der Test als nicht bestanden.