„Forza, sbrigati! – Los, beweg dich!“ Die Polizistin mit der adretten Uniform und der makellos weißen Schirmmütze verliert allmählich die Geduld. Sie steht in Rom an der Ponte Vittorio Emanuele II, einer der zahlreichen Brücken über den Tiber, und winkt einen trägen Mercedes-Piloten über die Kreuzung.
Der Weg zur Arbeit ist in Rom ein Kampf
In Rom sind an neuralgischen Punkten Beamte der „Polizia Municipale“ postiert, um zusätzlich zu den Ampeln mit Handzeichen den Verkehr etwas flüssiger zu machen. Das Problem: Es gibt eigentlich überall neuralgische Punkte in Rom. 2,4 Millionen Fahrzeuge, darunter rund 1,8 Millionen Autos und 450.000 Zweiräder, sind in der hektischen Metropole beheimatet. Und tagtäglich quetschen sich gefühlte 110 Prozent davon durch die Straßen. Der Weg zur Arbeit wird so zum täglichen Kampf, in dem man entweder gute Ortskenntnis oder ein gutes Navigationssystem besitzen sollte – das Geflecht aus Kreuzungen, Einbahnstraßen, Brücken und Tunneln ist schwer zu durchschauen.
Bike-Sharing in Rom für 50 Cent pro halbe Stunde
Viele Römer bewegen sich tagtäglich nur in ihrem eigenen Viertel, sehen kaum etwas von den anderen Ecken der riesigen Stadt mit ihren 2,7 Millionen Einwohnern. Rom verfügt zwar über zwei große U-Bahn-Strecken und ein dichtes Netz aus Bus- und Straßenbahnlinien, doch das ist in der Rush Hour chronisch überlastet. Genau wie in Paris oder Athen sind auch in Rom viele Menschen mit Mofas oder Motorrädern unterwegs. Atac, Roms Anbieter für den öffentlichen Personennahverkehr, hat neben den 360 Linien mit über 8.000 Haltestellen sogar Mietfahrräder im Angebot. Wer sich eine Bike-Sharing-Karte besorgt, kann an vielen Plätzen im Stadtzentrum die Räder mitnehmen und zahlt für jede halbe Stunde eine Nutzungsgebühr von 50 Cent.
Verkehrssünden werden in Rom hart bestraft
Wenn einem sein Leben lieb ist, sollte man allerdings darauf verzichten, denn als Radfahrer steht man in Rom ganz unten in der Nahrungskette und muss schon ein sehr dickes Fell besitzen. „Partire in quarta“ ist eine italienische Redewendung und bedeutet, mit Volldampf loszulegen. Wörtlich heißt es: Im vierten Gang anfahren. Und das scheinen die Italiener tatsächlich zu tun, wenn sie sich im täglichen Dauerstau mal ein Stückchen freier Straße erobert haben. Es wird gerast, was das Zeug hält. Nur erwischen lassen sollte man sich nicht. Wer zum Beispiel eine rote Ampel überfährt, der bekommt reichlich Punkte vom Verkehrssünden-Konto abgezogen. Das Punktesystem funktioniert nämlich genau entgegengesetzt zur deutschen Verkehrssünder-Kartei: 20 Punkte haben unbescholtene Fahrer zur Verfügung. Bei Verstößen werden Punkte abgezogen, bis bei null Punkten der Lappen weg ist.
Italiens Automarkt ist der siebtgrößte weltweit
Wer sich dagegen lange nichts zuschulden kommen lässt, gewinnt Punkte hinzu. Die Italiener haben das vor einigen Jahren eingeführte System murrend zur Kenntnis genommen – und fahren meistens so weiter wie immer. Italiens Automarkt war 2009 laut Erhebung des Forschungsinstitutes CAR an der Universität Duisburg-Essen mit 2,16 Millionen Fahrzeugen der siebtgrößte weltweit (Deutschland lag mit 3,8 Millionen Autos an vierter Stelle). Mehr als jedes zweite in Italien verkaufte Auto ist ein Klein- oder Kleinstwagen. 2009 führte der Fiat Punto mit 182.741 Autos die Neuzulassungsstatistik an, gefolgt von Fiat Panda, Ford Fiesta, Fiat 500 und Opel Corsa. Erst an sechster Stelle stand mit 51.670 Zulassungen der VW Golf. Dichtauf lag der Lancia Ypsilon, ein Kleinwagen, den man außerhalb Italiens so gut wie gar nicht sieht.
Der Smart ist aus dem Straßen von Rom nicht wegzudenken
Bedingt durch die Abwrackprämie ist übrigens der deutsche Automarkt 2009 quasi „italienischer“ geworden: VW Golf, VW Polo, Opel Corsa und Opel Astra führten bei uns die Zulassungsstatistik an. Im Jahr 2008 stand zwar auch der VW Golf auf Platz eins, dann folgten jedoch die größeren Modelle Audi A4, Mercedes C-Klasse und 3er BMW. Nicht wegzudenken aus Roms Straßenbild ist der Smart. Mit dem City-Zwerg lässt sich die permanente Parkplatznot elegant umschiffen, denn mit dem Heck zum Bordstein zu parken, ist ausdrücklich erlaubt. So findet der Smart auch in der kleinsten Lücke noch ein Plätzchen, in dem er es sich meistens zusammen mit zahlreichen Mofas bequem macht. Rom ist sozusagen „Smart City“: Fast jeder dritte Smart, der seit 1998 in Italien verkauft worden ist, wurde in Rom zugelassen. Unter den 20 meistverkauften Autos Italiens rangierte der Smart im vergangenen Jahr mit rund 29.000 Einheiten immerhin auf Platz 17, ganz knapp hinter dem Alfa Mito und noch vor Kleinwagen wie dem VW Polo oder Peugeot 107.
Das Smart Cabrio ist das meistverkaufte Cabrio in Italien
Der offene Smart ist das meist verkaufte Cabrio Italiens. Beliebteste Motorisierung ist die 71 PS-Version mit Start-Stopp-Automatik. Seit acht Jahren ist Smart Sponsor für den Marathon von Rom, und in diesem Jahr wird ein ganz besonderer City-Hüpfer das Feld anführen: Der Smart Electric Drive. Wenn der elektrische Flitzer wie geplant 2012 beim Händler steht, dürfte er sich bei umweltbewussten Römern zum Verkaufsschlager entwickeln. Schon jetzt sind in den verkehrsberuhigten Zonen (ZTL) kompakte Elektro-Busse unterwegs, die auch in engen Gassen um die Kurven kommen. Atac verfügt außerdem über ein kleines Netz von Ladestationen für Elektroautos. In die ZTL-Zonen dürfen Autos tagsüber nur mit Ausnahmegenehmigung hineinfahren.
In Rom sind viele alte Fiat 500 in gutem Zustand unterwegs
Die kleinen Gässchen sind es auch, in denen die Zeit manchmal stehen geblieben zu sein scheint. Noch immer sieht man viele Cinquecentos (Fiat 500) aus den 50er bis 70er Jahren, die sich oft in gepflegtem Zustand befinden und dennoch als Alltagsauto bewegt werden. Wenn dann noch ein Ape-Dreirad vorbeiknattert und aus der Eisdiele nebenan italienische Schlager ertönen, fühlt man sich fast ins Bilderbuch-Rom vergangener Jahrzehnte zurückversetzt.