Trotz Sommerpause kommt Ferrari nicht aus den Schlagzeilen. Sportliche Misere auf der Rennstrecke, Wechselgerüchte von Fernando Alonso und die Umstrukturierung der Formel 1-Entwicklungsabteilung mit Neuzugang James Allision. Und bald könnte schon der nächste Hammer folgen.
Ferrari diskutiert Comeback in Le Mans
Ferrari überlegt ernsthaft mit einem Sportprototypen der Klasse LMP1 nach Le Mans zurückzukehren. Damit würde der Sportwagenhersteller eine alte Tradition wiederbeleben. Ferrari gewann neun Mal die Gesamtwertung des Langstrecken-Klassikers, zuletzt 1965 mit Masten Gregory und Jochen Rindt. 1973 war Maranello zum letzten Mal werksseitig mit einem Sportprototypen in Le Mans am Start.
Jacky Ickx, Brian Redman, Arturo Merzario Carlos Reutemann, Carlos Pace und Tim Schenken bewegten drei der legendären Ferrari 312PB mit dem Zwölfzylinder-Boxermotor. Der Einsatz 1974 mit dem 312P fand bereits unter der Flagge des Northamerican Racing Teams (NART) statt. Seitdem nimmt Ferrari in Le Mans nur mit Autos der GT-Klasse teil.
Ferrari Le Mans-Entscheidung noch 2013
Spätestens 2015 könnte es ein sensationelles Comeback geben. Darüber will Ferrari noch in diesem Jahr entscheiden. Es gibt drei Gründe, warum die Italiener sich über ein zweites Standbein neben der Formel 1 Gedanken machen. Das neue Motoren-Format der Formel 1 erlaubt ab 2014 einen kostengünstigen Spagat auch in der LMP1. Dort darf ab nächstem Jahr ebenfalls mit zwei Hybridsystemen (Rekuperation von kinetischer Energie und Wärmeausdehnung) gefahren werden.
Der neue Formel 1-Motor kann in leichten Abwandlungen also auch einen Sportwagen antreiben. Da der Windkanal wegen der Ressourcenbeschränkung nicht vollständig ausgelastet werden kann, sind neben der Formel 1 noch Kapazitäten für ein zweites Projekt frei. Außerdem hat Ferrari derzeit Windkanalzeit bei Sauber gebucht.
Warnschuss an die Formel 1-Drahtzieher
Der zweite Grund, der für Le Mans spricht, sind die Gegner. Ferrari will sich mit Automobilherstellern messen und nicht nur mit Limonade-Herstellern, wie Präsident Luca di Montezemolo Red Bull einmal despektierlich genannt hat. In Le Mans würde Ferrari nächstes Jahr auf Porsche, Audi und Toyota treffen, vielleicht bald auch Nissan und Honda.
Bei der Überlegung, seine Kräfte wie in den goldenen 60er und 70er Jahren auf zwei Meisterschaften zu verteilen, spielt auch ein gewisser Frust über die aktuellen Zustände in der Formel 1 eine Rolle. Der Sport ist wegen unterschiedlicher Interessen schwer regierbar geworden. Er leidet unter Zuschauerschwund, einem Übergewicht an Rennen in Ländern ohne Motorsport-Tradition und an einer Finanznot vieler Teams.
Und es scheint keinen Masterplan zu geben, der diese Probleme löst. Man darf Ferraris Flirt mit Le Mans also durchaus als Warnschuss an die Formel 1-Drahtzieher verstehen. Tenor: Es gibt noch Motorsport außerhalb der Formel 1.
In unserer Bildergalerie zeigen wir Ihnen noch einmal ein paar Impressionen aus der GT-Sportwagen- und Prototypen-Historie von Ferrari.