Schon lange reichen die Finger und Zehen nicht aus, um nachzuzählen, wie oft ich schon auf der Veterama war. Die erste dürfte so um 1983 gewesen sein, als ich stolz wie Bolle in einem Bundeswehranhänger von meinem Vater zum Parkplatz gezogen wurde. Das war damals wohl auch der Grund, warum mein Vater den Klappanhänger gekauft hatte - ich hatte mir auf dem riesigen Gelände massive Knicksenkspreizfüße gelaufen. 150 Mark kostete der Karren, ich weiß es noch wie heute.
Inzwischen weiß ich allerdings gar nicht mehr, wo dieser Anhänger zu finden wäre, wenn man ihn mal brauchen würde. Aber das ist ja auch ganz egal, die Veterama verleitet nunmal bekanntermaßen zu Ausnahmehandlungen, die durch den Konsum der ganzen Geheimrezepturen, die hier feilgeboten werden, noch beschleunigt wird.
"Schweizer Kaffee"
Ich erinnere mich mit einem breiten Grinsen an den "Schweizer Kaffee", ein Rezept mit viel Korn, noch mehr Zucker - aufgegossen mit ein bisschen braune Plörre, den mir mal ein paar lustige Eidgenossen angeboten haben, die zu dritt im Laderaum eines Fiat Ducato nächtigten. Was in dem Schweizer Heißmacher-Rezept drin war, erfuhr ich allerdings erst nach dem ersten Schluck. Das Lachflash-Konzert der drei Schweizer und mir werde ich nie vergessen.
Fast an jedem dritten Stand gibt es auf der Veterama Bier, der halbe Liter in der Dose für 1 Euro - Pfand wird nicht berechnet. Der Veranstalter guckt zum Glück großzügig darüber weg, denn an den offiziellen Verkaufsstellen gibt es das gleiche Volumen - dann immerhin gekühlt und frisch gezapft - für 3,50 Euro - plus ein Euro Pfand.
Rasende Bierkiste mit heißer Blonden
Wahrscheinlich konnten auch die meisten der skurrilen Gefährte nur in einer solchen alkoholgeschwängerten Atmosphäre entstehen. Wie die rasende Bierkiste: Statt der Maurerhülsen steckt in der Kiste ein Kreidler-Antrieb. Das kühle Blonde kann im Anhänger geparkt werden, und Platz für die heiße Blonde wäre auch noch.
Gestandene Männer - barfuß in Jogginghosen
Auf dem riesigen Gelände kommt jeder auf seine Kosten. Die, die etwas suchen, was sie brauchen. Die, die etwas finden, was sie nicht brauchen, aber plötzlich unbedingt wollen. Und auch die, die einfach nur die Veterama und deren Akteure genießen wollen. Denn Schaulustigen bietet sich ein einzigartiges Lustspiel in unfassbar vielen Akten.
Da stecken bärtige, gestandene Männer barfuß in Jogginghosen und durchstöbern Kisten mit Vergaserteilen als sei es das Normalste der Welt. Zu jedem Bauteil gibt es einen Kommentar im Stile von: "Ach ja, der ist aus 'nem Solex P.I.C.T soundso" und "dat is en Schwimmernadelventil von Hast-du-nicht-gesehen."
Der obligatorische Kauf einer überflüssigen Sache
Übrigens bin auch ich diesmal wieder fündig geworden. Ich schleppe eine BW-Kiste von Zarges zum Parkplatz, in der normalerweise die Ausrüstung der Kampftaucher wasserdicht verpackt wird - runtergehandelt auf einen Kilopreis von 2 Euro. Im Schweiße meines Angesichts werde ich bei meinem Kiste-auf-Kreuz-Weg anerkennend gegrüßt und verabschiedet.
Der Verkäufer lag übrigens falsch mit seiner Prophezeiung: "Spätestens an der nächsten Ecke verfluchst Du die Scheiß-Kiste." Ich verließ die Veterama wie jedes Jahr mit einem breiten Grinsen - und stolz wie bolle.